Es sind düstere Zeiten

Es sind düstere Zeiten, die wir auf uns zukommen sehen. Wie wir in den kommenden Wochen und Monaten miteinander umgehen, wird unser Land prägen. Und daher möchten wir, die Eigentümerfamilien der Deutschen Friedhofsgesellschaft und des Rhein-Taunus-Krematoriums, heute unsere Gedanken mit Euch teilen.

Es gibt nichts zu beschönigen. Wir wissen zwar nicht, wann diese Krise zu Ende sein wird. Was wir allerdings heute aus Hochrechnungen und von der Wissenschaft wissen: Es werden viele, ja sogar sehr viele Menschen sterben. Das macht Angst. Selbst wenn wir uns unserer eigenen Endlichkeit bewusst sind und klar ist, dass Jeder einmal sterben wird.

 

Wo bleibt bei Corona die Menschlichkeit?

Wir brauchen nur nach Italien zu schauen, um zu sehen, was auf uns als Gesellschaft zukommt. Kranke und Sterbende können von Angehörigen weder besucht, noch gepflegt oder betreut werden. Wie kann man es aushalten, dass die eigene Mutter oder Vater, Freund oder Ehepartner alleine sterben? „Man sitzt zu Hause, während die Liebsten wegsterben“, so formuliert es Michela Zanchi in einem Artikel des SPIEGEL.

Auch wir haben einen drastischen Schritt gemacht. Wir erlauben seit letzter Woche keine Beisetzungen mit Angehörigen. Wir wissen, wie wichtig Beerdigungen sind. Wir wissen aber auch, dass in Spanien eine der umfassenden Ansteckungen während einer Beisetzung stattfand. Was für eine Tortur, sich auf einer Beerdigung nicht stützen, nicht in den Arm nehmen zu können. So können wir nur anbieten, dass die Beisetzung entweder still – also ohne Angehörige – oder zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden wird.

„Schande über Euch“, „Man hat Euch doch ins Gehirn gesch***“, waren einige der Kommentare, die wir für diese Einschränkung erhielten. Vielleicht hilft uns die Corona Krise ja auch, nicht nur die Absonderung von Viren zu verhindern, sondern auch die Absonderung von menschenverachtenden Kommentaren. Wir haben da durchaus Hoffnung, denn die Konfrontation mit dem Tod lenkt die Blicke meist auf das Wesentliche im Leben.

 

Dem Elend in das Auge schauen, aber …

An dieser Stelle wollen wir appellieren: Schaut nicht weg! Auch wenn es schlimm, ja unerträglich und voller Verzweiflung sein wird. Lasst uns heute nicht über Klopapier sprechen, sondern über die wesentlichen Dinge: Mitgefühl, Stütze, Trost, Zuspruch, Verlässlichkeit, nicht wegschauen. Genießt die Kreativität und auch den Humor der vielen Künstler, zeigt Solidarität mit den vielen Menschen, die unser Land und die Krankenhäuser am Laufen halten. All dies jetzt zu tun – da sind wir uns sicher – wird uns helfen, besser durch die kommenden schwierigen Wochen zu kommen.

Haben wir heute den Menschen, die uns wichtig sind, gesagt, dass sie es auch für uns sind? Kümmern wir uns genug um Freunde und Angehörige, die vielleicht alleine zu Hause sind? Und an all die Skeptiker gerichtet, die sagen, dass es schon nicht so schlimm sein wird: Nun gut, schön wäre es. Aber schadet es denn, wenn wir uns jetzt um menschliche Nähe bemühen?

 

Dachsenhausen, 23. März 2020
Familie Könsgen
Familie Klein